der auftrag.at-Blog

zurück zur Übersicht

Nachhaltige Beschaffung – Teil 2: Soziale Verantwortung in der öffentlichen Vergabe 

Nachhaltige Beschaffung bedeutet, bei der Vergabe von Aufträgen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische und soziale Kriterien zu berücksichtigen. Ziel ist es, faire Arbeitsbedingungen sicherzustellen, Menschenrechte zu wahren und soziale Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette zu übernehmen.

Was ist soziale Beschaffung?

Die soziale Beschaffung berücksichtigt gezielt soziale Aspekte im Vergabeverfahren. Dabei kann darauf geachtet werden, dass Unternehmen Maßnahmen zur Förderung bestimmter Personengruppen setzen – etwa durch die Beschäftigung von Frauen, Auszubildenden, Langzeitarbeitslosen, Menschen mit Behinderung oder älteren Arbeitnehmern.

Soziale Kriterien können in die Leistungsbeschreibung, die technischen Anforderungen, die Zuschlagskriterien oder die Vertragsbedingungen einfließen und so einen positiven gesellschaftlichen Beitrag leisten.

Relevante soziale Standards und Zertifikate in Österreich

Nachfolgend werden relevante soziale Zertifikate und Standards vorgestellt, die Unternehmen in Österreich unterstützen können, soziale Verantwortung in ihre Beschaffung zu integrieren:

Fairtrade

Das weltweit anerkannte Fairtrade-Siegel garantiert, dass Produkte unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Dazu gehören existenzsichernde Löhne, Arbeitsrechte sowie eine nachhaltige Landwirtschaft, die den ökologischen Fußabdruck verringert.

Fairtrade ist besonders in der Lebensmittelbranche bekannt (z.B. bei Produkten wie Kaffee, Tee etc.), aber auch in der Textilindustrie und für Handwerksprodukte. In Österreich ist das Fairtrade-Siegel weit verbreitet, und viele Unternehmen nutzen es, um ihre sozial verantwortlichen Praktiken zu kommunizieren. 

Österreichisches Umweltzeichen (soziale Kriterien)

Neben ökologischen Kriterien berücksichtigt das Österreichische Umweltzeichen auch soziale Standards, wie faire Arbeitsbedingungen in der Produktion und der Umgang mit Beschäftigten. Dieses Siegel ist in Österreich besonders bekannt und wird für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen vergeben. 

BSCI (Business Social Compliance Initiative)

Die Business Social Compliance Initiative ist ein internationaler Standard, der Unternehmen dabei unterstützt, die sozialen Bedingungen in ihrer Lieferkette zu verbessern. BSCI soll sicherstellen, dass Lieferant:innen grundlegende Arbeitsrechte einhalten, wie etwa das Verbot von Kinderarbeit, Diskriminierung und Zwangsarbeit.

In Österreich setzen viele Unternehmen diesen Standard ein, um ihre sozialen Anforderungen zu überprüfen und ihre Lieferketten transparent zu gestalten. Das BSCI-System umfasst regelmäßige Audits und bietet Unternehmen Ressourcen, um ihre sozialen Praktiken kontinuierlich zu verbessern. 

ISO 26000

Ein internationaler Leitfaden für gesellschaftliche Verantwortung, der Unternehmen hilft, soziale Verantwortung zu integrieren, indem sie sozial nachhaltige Praktiken in ihrer Unternehmensstrategie umsetzen.

Die ISO 26000 umfasst Themen wie die Bekämpfung von Korruption, die Förderung der Menschenrechte, faire Arbeitsbedingungen und den Umweltschutz. Für österreichische Unternehmen, die ihre sozialen Praktiken im Rahmen ihrer Corporate Social Responsibility (CSR) stärken möchten, ist ISO 26000 ein hilfreicher Standard. 

SA8000 (Social Accountability International)

Der SA8000 -Standard ist ein weit verbreitetes und streng geprüftes Zertifikat, das Unternehmen dazu verpflichtet, soziale Verantwortung in ihren Betriebsabläufen zu übernehmen.

SA8000 behandelt eine Vielzahl von sozialen Aspekten, darunter faire Arbeitsbedingungen, das Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit, die Förderung von Gesundheit und Sicherheit sowie die Rechte von Gewerkschaften. Das Zertifikat erfordert regelmäßige Audits und Bewertungen, um sicherzustellen, dass die Standards kontinuierlich eingehalten werden. 

Warum soziale Kriterien im Vergabeverfahren an Bedeutung gewinnen

Durch die Berücksichtigung dieser sozialen Zertifikate können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Beschaffungsprozesse nicht nur ökologisch, sondern auch sozial verantwortlich sind. Gleichzeitig stärken sie ihre Position in öffentlichen Vergabeverfahren, da immer mehr öffentliche Auftraggeber:innen auf nachhaltige und sozial gerechte Beschaffungen setzen.

Fazit: Soziale Verantwortung als strategischer Erfolgsfaktor

Soziale Beschaffung ist weit mehr als ein Trend – sie ist ein zentrales Element einer verantwortungsvollen Unternehmensstrategie. Wer soziale Standards aktiv umsetzt und mit anerkannten Zertifikaten wie Fairtrade, BSCI oder SA8000 arbeitet, zeigt Haltung und sichert sich gleichzeitig Vorteile in öffentlichen Vergabeverfahren. So wird Nachhaltigkeit nicht nur zum ethischen, sondern auch zum wirtschaftlichen Erfolgsfaktor.

Weitere Beiträge der Blog-Serie „Nachhaltige Beschaffung“

Entdecken Sie auch die anderen Teile unserer Serie über nachhaltige öffentliche Beschaffung: