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Nachhaltige Beschaffung – Teil 3: Ökonomische und innovative Ansätze für die öffentliche Vergabe

Nachhaltige Beschaffung basiert auf drei Säulen: ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit. Während sich die ersten beiden Teile dieser Reihe mit ökologischen und sozialen Aspekten befassten, steht nun die ökonomische Nachhaltigkeit im Fokus. Dabei geht es um langfristige Kosteneffizienz, strategische Beschaffung und Innovationsförderung.

Vom Billigstbieter zum Bestbieter: Ein Paradigmenwechsel

Ein zentraler Bestandteil der ökonomischen Nachhaltigkeit ist die Entwicklung hin zur Bestbieterstrategie. In der Vergangenheit war der Preis oft das ausschlaggebende Kriterium, wodurch meist die günstigsten Bieter:innen den Zuschlag erhielten. Mit der Einführung des Bestbieterprinzips fließen nun neben den Anschaffungskosten auch qualitative Aspekte in die Bewertung ein, etwa Nachhaltigkeitskriterien oder Innovationspotenziale.

Lebenszykluskosten (LCC) und Total Cost of Ownership (TCO)

Ein wichtiges Instrument der ökonomischen Nachhaltigkeit ist die Lebenszykluskostenanalyse (LCC). Sie betrachtet alle Kosten eines Produkts oder einer Dienstleistung über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg – von der Anschaffung über Betrieb und Wartung bis zur Entsorgung. Neben direkten Kosten wie Anschaffungs-, Betriebs- und Wartungskosten können auch indirekte Umweltkosten, etwa durch Energieverbrauch oder Emissionen, berücksichtigt werden, sofern diese messbar sind.

Eng mit der LCC verwandt ist das Total Cost of Ownership (TCO)-Prinzip. Während die LCC neben finanziellen auch ökologische Aspekte umfassen kann, konzentriert sich das TCO-Prinzip ausschließlich auf die gesamten wirtschaftlichen Kosten während der Nutzungsdauer. Dazu zählen neben den Anschaffungskosten auch:

  • Wartungs- und Betriebskosten
  • Reparaturaufwand
  • Energieverbrauch
  • Entsorgungskosten

Um Beschaffungsvorgänge effizienter zu gestalten, stellt der naBe-Aktionsplan spezielle TCO-Tools bereit. Sie ermöglichen es, bereits im Vorfeld abzuschätzen, welche Gesamtkosten über den Lebenszyklus eines Produkts (z. B. Stromkosten) oder einer Dienstleistung anfallen.

Strategische Beschaffung & rechtlicher Rahmen (BVergG 2018)

Das BVergG 2018 ermöglicht Unternehmen, wirtschaftliche Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Öffentliche Auftraggeber:innen können Lebenszykluskosten als Zuschlagskriterium heranziehen, qualitative und innovative Aspekte bewerten und nachhaltige, regionale Wirtschaftskreisläufe fördern. Dadurch rückt langfristige Wertschöpfung in den Fokus.

Innovationsförderung durch öffentliche Beschaffung

Innovative Produkte und Dienstleistungen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Unternehmen können von dieser Entwicklung profitieren, indem sie technologische Lösungen anbieten, die nachhaltige Transformationsprozesse unterstützen. Die IÖB-Initiative der Bundesregierung bietet dazu gezielte Förder- und Vernetzungsmöglichkeiten.

Fazit: Wirtschaftlich denken, nachhaltig handeln

Ökonomische Nachhaltigkeit ist weit mehr als nur Kostenkontrolle – sie bedeutet strategische Weitsicht, Ressourceneffizienz und Innovationsförderung. Unternehmen, die Lebenszykluskosten optimieren und innovative Lösungen anbieten, verbessern nicht nur ihre Wirtschaftlichkeit, sondern auch ihre Chancen auf öffentliche Aufträge. Im Zusammenspiel mit ökologischen und sozialen Kriterien entsteht ein zukunftsfähiges Beschaffungsmodell – nachhaltig, wirtschaftlich und wirkungsvoll.

Weitere Beiträge der Blog-Serie „Nachhaltige Beschaffung“

Entdecken Sie auch die anderen Teile unserer Serie über nachhaltige öffentliche Beschaffung: