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Juristische Unterstützung im Vergaberecht: Wann ist ein Anwalt sinnvoll? 

2 Minuten Lesezeit

Vergabeverfahren sind mit hohen wirtschaftlichen Risiken und rechtlichen Herausforderungen verbunden. Unternehmen, die an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen, stehen nicht selten vor der Frage, ob und wann die Beauftragung einer Rechtsanwältin oder eines Rechtsanwalts sinnvoll ist.

Anwaltspflicht im Vergabeverfahren: Wann ist sie vorgeschrieben?

In Österreich gibt es keine generelle Anwaltspflicht für die Teilnahme an Vergabeverfahren. Unternehmen können ihre Angebote und sonstige Unterlagen selbst einreichen, ohne dass Rechtsanwält:innen zwingend hinzugezogen werden muss. Allerdings wird die Hinzuziehung in bestimmten Situationen empfohlen oder ist sogar verpflichtend, insbesondere bei:

  • Nachprüfungsverfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht (BVwG): Hier ist die anwaltliche Vertretung zwar nicht verpflichtend, aber sehr ratsam. Komplexe rechtliche Argumentationen und die Einhaltung von Fristen und Formvorschriften machen juristische Expertise notwendig.
  • Rechtsmittel gegen Entscheidungen des BVwG: Unter gewissen Voraussetzungen ist binnen einer Frist von sechs Wochen eine Revision an den Verwaltungsgerichtshof (VwGH) oder eine Beschwerde an den Verfassungsgerichtshof (VfGH) zulässig. In Verfahren vor dem VwGH und dem VfGH gilt Anwaltspflicht, wodurch sich die  Bieter:innen von einem bevollmächtigten Rechtsanwalt oder einer bevollmächtigten Rechtsanwältin vertreten lassen muss.
  • Einschränkungen im Wissen über Vergaberecht: Unternehmen ohne eigene Rechtsabteilung oder Erfahrungen im Vergaberecht profitieren von der Unterstützung spezialisierter Anwält:innen.

Warum anwaltliche Unterstützung bei Ausschreibungen sinnvoll ist

Rechtsanwält:innen können häufige Fehler wie unvollständige Unterlagen oder Formverstöße vermeiden, die schnell zum Ausschluss eines Angebots führen. Sie prüfen Ausschreibungsunterlagen auf Rechtmäßigkeit, erkennen frühzeitig mögliche Diskriminierungen oder Begünstigungen und helfen Unternehmen, ihre Angebote gesetzeskonform und wettbewerbsfähig zu gestalten.

Zudem sind sie unverzichtbar, wenn es um die Anfechtung von Vergabeentscheidungen oder die Abwehr von Rechtsmitteln anderer Bieter:innen geht.

Kosten & Nutzen: Wann lohnt sich ein Anwalt für Vergaberecht?

Die Kosten für anwaltliche Unterstützung variieren je nach Umfang und Komplexität des Verfahrens. Unternehmen sollten die potenziellen Vorteile gegenüber den Kosten abwägen.

  • Wann es sich lohnt: Wenn hohe Auftragsvolumina oder strategisch wichtige Projekte betroffen sind, sind die zusätzlichen Kosten für anwaltliche Beratung oft eine lohnende Investition. Fehler in solchen Verfahren können gravierende finanzielle Verluste nach sich ziehen.
  • Kosten sparen durch frühzeitige Beratung: Frühzeitige Einbindung anwaltlichen Vertretung kann spätere Rechtsstreitigkeiten vermeiden und somit langfristig Kosten senken.

Fazit: Rechtsanwalt im Vergabeverfahren – ja oder nein? 

Ein Rechtsanwalt ist nicht immer vorgeschrieben, aber häufig sinnvoll. Bei komplexen Ausschreibungen, fehlender interner Expertise oder im Streitfall ist anwaltliche Unterstützung im Vergaberecht eine wertvolle Absicherung – und kann maßgeblich über den Erfolg eines Vergabeverfahrens mitentscheiden.